Das Blaueis ist der nördlichste Gletscher der Alpen und zugleich der niedrigstgelegene und steilste unter den bayerischen Gletschern. Er verdankt seine Existenz der nordexponierten und schattigen Lage zwischen den Felswänden unterhalb des Kleinkalters und der Blaueisspitze.
Nach dem historischen Maximalstand von 25 ha um 1820 kam es zu weiteren Vorstoßperioden gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in den 1920er Jahren sowie um 1980.
Die Erstbesteigung des Hochkalters über das Blaueis gelang im Jahr 1874 dem Salzburger Professor Eduard Richter mit seinem Bergführer Kederbach. Der Berg war damals noch 50-100 m höher als heute, denn der gesamte Gipfelaufbau stürzte am 24. August 1908 in einem gewaltiger Bergsturz zu Tal. Dieses Ereignis, bei dem etwa 240000 m³ Fels bewegt wurden, war weithin hör- und sichtbar, in der Ramsau sogar als Erdbeben spürbar.
Die Geschichte der Vermessung geht zurück bis ins Jahr 1889, als das Topographische Bureau das Gebiet im Maßstab 1:5000 aufnahm. Im Jahr 1924 bedeckte das Blaueis eine deutlich größere Fläche als bei der Erstaufnahme 35 Jahre zuvor, ab den 1930er Jahren vollzog sich sich ein starker Gletscherrückgang. Zu dieser Zeit diente das Blaueis der Wehrmacht als Übungsgelände für Eiskurse. Auf der Aufnahme von 1959 zeigt sich im mittleren Bereich erstmals ein Felsriegel, der im Jahr 1980, als das Blaueis wieder seine Ausdehnung von 1889 erreicht, fast verschwunden ist, um danach erneut in Erscheinung zu treten. Obwohl der untere Teil heute nicht mehr vom Hauptteil oberhalb der Felsbarriere ernährt wird, wird der Gletscher noch als eine Einheit behandelt.